Rezension / Compte rendu:
Wie sagt man noch...?

Es ist mehr als ein übliches Wörterbuch. Zusammen mit einer beigefügten, suchfähigen CD ermöglicht die alphabetische Sammlung von Fachbegriffen aus der Zeit von 1800 bis heute (von "Aachen" bis "Zypernfrage") aus der deutschen, der europäischen und der Weltgeschichte das jeweilig richtige Wort in drei Sprachen zu finden. In der Einführung unterstreicht der Autor die weitverbreitete Praxis mancher Experten, die "in der historischen Fachliteratur fremdsprachige Begriffe in der eigenen (deutschen, englischen, französischen) Sprache unübersetzt lassen und sie gar durch Kursivdruck oder Anführungszeichen noch hervorheben, ohne sich die Mühe zu machen, den Begriff für den normalerweise unkundigen Leser zu übersetzen oder zu erläutern".
Die Kritik ist vielleicht, wenn auch durchaus berechtigt, etwas übertrieben - trotz seines hehren Vorhabens muss nämlich auch dieses historische Wörterbuch bei den fremdsprachigen Begriffen passen, wenn es sich um "Ancien Régime", "Führer", "Risorgimento", "Biedermeier" oder "Entente cordiale" handelt. Es geht nicht um die Erläuterung der Ereignisse, sondern um Übersetzungsvorschläge, soweit sie möglich sind. "Preußenschlag" zum Beispiel wird mit "coup d'Etat de Prusse" und "putsch de Papen" übersetzt. Wer mehr wissen will, muss schon zu einem Geschichtsbuch greifen.
Viele Fachleute werden sicherlich einiges vermissen und sich vielleicht fragen, was der Autor unter "historisch" versteht. Ausgangspunkt dieser Sammlung sind die deutsche Sprache und die deutsche Geschichte - trotzdem wurden auch aus Amerika ("Sezessionskrieg"), Russland ("Kolchose", aber "Glasnost" fehlt), China ("der Lange Marsch") oder Frankreich ("Fünfte Republik") Begriffe übernommen, die die Weltgeschichte geprägt haben. Historisch, im Sinne von Winfried Baumgart, sind nicht nur die Ereignisse der letzten zwei Jahrhunderte. Es sind auch die internationalen Organisationen und die aktuellen Modewörter aus der Politik wie "Waldsterben" ("le dépérissement des forêts") und "Radikalenerlaß" ("le décret sur les extrémistes, excluant de la fonction publique toute personne ayant des opinions extrémistes") - zwei Beispiele, die damals aus Bequemlichkeit von den französischen Medien in "le Waldsterben" und "le Radikalenerlass" "eingefrencht" wurden.
Wer wissen will, wie man "Jakobinermütze", "Hausratsentschädigung", "Bimmelbahn" oder "Reichsdeputationshauptschluss von 1803" ins Französische (bzw. ins Englische) übersetzt, kann, wie bei einem üblichen Lexikon, im Wörterbuch die entsprechenden Begriffe nachlesen (in der Reihenfolge der genannten Beispiele: "bonnet phrygien", "indemnité de loyer", "tortillard" und - viel schwieriger - "le recès de la diète de Ratisbonne de 1803"). Sollte man beispielweise nicht wissen, was ein tortillard in der deutschen Sprache ist, dann schiebt er die CD in seinen Computer und findet schnell durch die Suchmaschine die passende Übersetzung. Was die "Bimmelbahn" (zusammen mit der "Kutsche" und der "Karosse") in dieser Liste historischer und politischer Begriffe zu suchen hat, während TGV, ICE und "Concorde" nicht berücksichtigt werden, zeigt die Grenzen einer solchen Auswahl.
François Talcy

Deux siècles en trois langues
Ce dictionnaire de termes historiques et politiques des 19e et 20e siècles est plus qu’un simple lexique que seuls les utilisateurs de langue allemande pourraient consulter. Grâce au CD, livré avec l’ouvrage, et son moteur de recherche tout simple, tous les mots choisis par l’auteur de ce dictionnaire peuvent en effet être directement retraduits depuis le français et l’anglais vers l’allemand. Même s’il ne remplace pas les manuels d’Histoire, ce livre constitue une aide précieuse pour tous ceux qui doivent s’exprimer sur les événements politiques et sociaux des deux derniers siècles.
Réd.